Sommer ist, wenn die Tage kürzer werden: Während die Temperaturen steigen, sich unser Leben mehr und mehr nach draußen verlagert und wir uns über warme Sonnenstrahlen auf der Haut freuen, verlässt uns das Licht schon langsam wieder. Unmerklich erst, dann immer offensichtlicher, nimmt die Dunkelheit wieder zu. In den skandinavischen Ländern feiert man daher beim Mittsommer-Fest nicht nur den längsten Tag des Jahres, man nimmt zugleich auch Abschied vom Licht. Eine ähnliche Sensibilität findet sich in vielen Werken der Musik, der Lyrik und der Malerei: Der ambivalente Moment, da das Licht im Augenblick seiner größten Intensität zugleich wieder Raum für das Dunkle öffnet, hat Künstlerinnen und Künstler seit jeher zur Auseinandersetzung herausgefordert. Bis heute befassen sie sich immer wieder neu mit den Gegensätzen von Helligkeit und Dunkelheit, Licht und Schatten. Und enthüllen uns hierbei, dass das Licht selbst schon oszilliert: Wird es zumeist mit dem Leben, dem Guten, mit Wärme und Hoffnung verbunden, birgt es auch das Gefährliche, das Blendende, das Zerstörerische in sich.
Im zweiten Teil der Lübecker Licht-Erkundungen nähern sich Künstlerinnen und Künstler aus dem Norden, darunter die Cellistin Ulla Rönnborg, der Jazz-Kontrabassist Giorgi Kiknadze und die Schau-spielerin Saskia von Winterfeld, gemeinsam mit künstlerischen Gästen, darunter ein*e Tänzer*in und ein*e Lichtdesigner*in, auf ganz unterschiedlichen spielerisch-experimentellen Wegen dem Thema Licht. Mit eigenen musikalischen Werken treten sie in einen Dialog etwa mit den Komponisten Franz Schubert und Franz Berwald oder den Schriftstellern Marcel Proust, Rainer Maria Rilke und Albert Camus, die sich alle auf je ganz eigene Weise in ihren Werken mit dem Licht beschäftigt haben. Sie erschaffen so einen Kunst-Raum, in dem man ein vermeintlich vertrautes Alltagsphänomen auf überraschend andere Weise erfahren kann: Was sehen wir, wenn wir nichts sehen? Wie klingt eigentlich Licht? Kann man zu Licht tanzen? Und zugleich feiern sie am 20. Juni 2021 in den hellsten Tag des Jahres und den Beginn des Sommers hinein!
Mitwirkende:
Ulla Rönnborg (Violoncello)
Giorgi Kiknadze (Komposition, Kontrabass & E-Bass)
Lukas Klapp (Klavier & Keyboards)
Konrad Ullrich (Schlagzeug)
Saskia von Winterfeld (Rezitation)
Rolf Schwarz (Video)
und Gäste
Konzeption: Ulla Rönnborg, Daniel Menne
Grafikdesign: Bureau Est, Leipzig